Die Wanderung zur Codula de sa Mela führt über eine einsame knapp 1000m hohe Hochebene Campu Oddeu nahe Urzulei, vorbei an pittoresken Bauernhöfen, durch dichte Macchia und den roten Früchten des Erdbeerbaumes. Es geht in eine atemberaubende Schlucht voller weißer, glattgeschliffener Felsbrocken.
Die Landschaft ist ausgesprochen karg und doch voller Tiere, die am Wegrand liegen, sitzen, stehen. So viele Tiere wie hier auf einem Fleck haben wir auf Sardinien nicht mehr gesehen: Kühe, Schafe, Ziegen, Esel und Schweine.
Es ist so wunderbar still hier oben, entfernt aller Orte und Straßen, weit entfernt der Menschheit – so scheint es. Die Wanderung ist mit Hunden gut machbar.
1. Wissenswertes zur Wanderung
Dauer: 3 – 4h / Länge: ca. 10,8km / Höhenunterschied: 290m
Ausgangspunkt // Du startest die Wanderung am Holzschild mit der Aufschrift Campu Oddeu 955m.
Parken // Von Bari Sardo aus geht es Richtung Baunei und dann weiter auf der SS125 durch Urzulei Richtung Cala Gonone. Auf der Passhöhe Genna Croce am Meilenstein 177/6 gegenüber eines leerstehenden Gebäudes nach links abbiegen und eine etwas schwindelerregende, enge Hangstraße ungefähr 3 km weiterfahren.
Dann erreichst du eine Straßengabelung, an dem ein Schild nach Televai-Latorbe weist. Hier suchst du dir am Straßenrand einen Parkplatz. Es ist ausreichend Platz und du kannst dein Auto zwischen mehrern Felsbrocken abstellen.
Anforderung // Die Wanderung ist kaum anstrengend, es geht bisweilen ein wenig den Hügel hinauf, aber man kommt kaum ins Schnaufen. Dafür ist es nötig, dass du ein wenig Orientierungssinn mitbringst, denn es ist so gut wie nichts ausgeschildert.
Markierung // Es gibt keine Markierungen und es geht bisweilen weglos durch dichte Macchia. Es ist zum Vorteil, wenn du nicht so schnell die Orientierung verlierst.
Wichtig! // Festes Schuhwerk ist hier zum Vorteil, es gibt einige Abschnitte mit rollenden Steinen. Und bitte ausreichend zu trinken mitnehmen, es gibt unterwegs keine Möglichkeit, Wasser aufzufüllen.
Wanderführer // Für alle unserer Wanderungen auf Sardinien haben wir den Rother Wanderführer für Sardinien genutzt. Und waren bis auf Kleinigkeiten begeistert von den Wandervorschlägen und Beschreibungen. Diese Wanderung hat im Buch die Nummer 26.
Beste Reisezeit // Die beste Reisezeit für diese Wanderung ist sicher der Frühling, denn dann soll es auf der Hochebene wunderschön blühen: Pfingstrosen, Zistrosen und Christrosen zeigen sich in ihrer Pracht. Ebenso schön ist die Hochebene über den Sommer und den Herbst, ebenso gute Zeiten zum Wandern.
Essen & Trinken // Auf der Wanderung gibt es keine Möglichkeiten Essen & Trinken zu kaufen, die nächsten Cafés und Restaurants befinden sich in Baunei, Urzulei oder Dorgali.
Camping // Wir haben am Meer auf dem wunderschönen Campingplatz La Pineta gecampt und können den Platz allen Campern empfehlen.
Übernachtung an der Ostküste Sardiniens
An der Ostküste Sardiniens gibt es viele, schöne Hotels, Ferienwohnungen und B&B’s in der Umgebung, in denen du dich einmieten kannst.
2. Wegbeschreibung
Über den Sattel der Serra Ischedduri //
Wir starten die Wanderung an der engen, an einem Hang klebenden Straße, die wir gerade gekommen sind und an deren Straßenrand wir parken. Es geht ungefähr 300 m zurück an die Kreuzung, an der ein Schild nach Televai-Latorbe weist.
Wir lassen die Straße rechts liegen und nehmen einen Schotterweg, der scharf rechts von der Straße abbiegt. Nun laufen wir immer leicht bergauf, immer entlang eines Abhanges, der steil nach Urzulei abfällt. Der Ausblick hier ist mehr als atemberaubend. Du kannst bis weit hinüber Richtung Golf von Arbatax und der Küste blicken. Hohe Berge schimmern bläulich am Horizont.
Du wanderst immer auf dem Hauptweg entlang, lässt eine Abzweigung rechts zu Stallungen außer Acht, und auch einen schmalen Weg Richtung Urzulei und dann kurze Zeit später Richtung Monte Fennau.
Immer auf dem Hauptweg bleiben, dann erreichst du den Sattel von Buchera Petra Ruvia.
Der Weg macht einen rechtsknick, dem du auch folgst – nicht gerade aus und nicht nach links, sondern immer auf dem Hauptweg bleiben.
Hunde bellen dicht am Wegrand, sie sind aber hinter einem Zaun gesperrt.
Nur wenige Minuten später kommst du wieder an eine Abzweigung, dieses Mal bleibst du rechts. Du bist richtig, wenn der Weg immer noch angenehm breit ist und links und rechts die grüne, stachelige Macchia wuchert.
Vor uns befinden sich die grünen Hügel der Serra Ischedduri. Langsam geht es abwärts bis wir ein kleines Plateau erreichen, auf dem Affodil-Sträucher wuchern.
Einmal verlaufen bitte … //
Ab hier haben wir uns „verlaufen“. Nicht direkt verlaufen, darum steht es in Anführungszeichen.
Im Buch wird beschrieben, dass auf der linken Seite ein Pferch mit Blechhütte und eine Felsgruppe steht. Das haben wir so nicht vorgefunden. Es gab keine Blechhütte, dafür aber ein Gelände von einem Maschendrahtzaun eingezäunt, hinter dem große Hunde ziemlich wild bellten.
Es gab nirgendwo ein Zeichen, so sind wir zuerst nach rechts durch die Macchia gestiefelt, ohne Erfolg und zurückgekehrt. Und dann links einen Weg steil hinab in ein bewaldetes Gebiet und dann bald darauf wieder hinauf auf die Ebene mit der dichten Macchia, so dass wir hinter dem Zaun wieder herauskamen.
Letztendlich ist es so, dass du eigentlich auf dem Hauptweg nur geradeaus gehen müsstest. Der ist aber gesperrt und somit musst du nur den Maschendrahtzaun umgehen, damit du da zum Stehen kommst, wo er aufhört.
Denn dann siehst du, was im Buch beschrieben steht – Gelände, dass hinunter zum Riu Semineddas führt.
Es gibt keinen direkten Weg mehr, du bahnst dir einen zwischen Macchia hindurch, die hier nicht so dicht steht und dich nicht mit ihren Stacheln verletzt, bis du unten am Fluss bist. Der Fluss führte Ende September nicht mehr so viel Wasser, ist aber zu anderen Jahreszeiten möglicherweise etwas voller.
Genau auf der anderen Seite geht es wieder den Hügel hoch, ebenfalls einfach querfeldein bis du einen Feldweg erreichst. Auf diesem biegst du nach rechts ab und wanderst ihn so lange, erst leicht aufwärts, dann geradeaus, und letztendlich immer weiter abwärts führend, bis du zu dem Gehöft Cuile Televai mit seinen Stallungen und Wohnhaus gelangst.
Zwischendurch machen wir die Bekanntschaft mit einer Gottesanbeterin – so famos – und mit einem Erdbeerbaum, dessen Früchte nur auf uns gewartet zu haben schienen.
Von Televai zur Codula de sa Mela //
Der Hof und die Straße, die an ihm vorbeiführt, liegt in einem Tal, durch das im Frühjahr mehrere Bäche fließen. Zu unserer Wanderzeit ist alles trocken. Dafür gibt es unzählige Kühe, Pferde und Esel, die auf und neben der Straße stehen, liegen und fressen.
Der Auslauf der Codula de sa Mela ist gut neben dem Gehöft zu sehen.
Du überquerst am Gehöft die Straße und gehst auf einem schmalen Traktorweg links am Haus vorbei Richtung Waldrand empor. Neben uns bellt an einem Baum gebunden ein Schäferhund, die anderen Hunde laufen frei, zeigen aber nur wenig Interesse.
Du erreichst eine kleine Lichtung auf der alte Steineichen wurzeln und bleibst auf dem Weg, der ein ehemaliger Köhlerpfad ist. Vor uns liegt nun die Schlucht Codula de sa Mela. Sie besteht aus schroffen Kalksteinwänden und einem ausgetrockneten Flussbett. Vor allem gibt es hier Ziegen, die halsbrecherisch über die Steine, die Felsen und an den Wänden entlang hüpfen.
Wir folgen dem Weg noch um eine Kurven und kehrten auf demselben Weg zurück, bis wir wieder die Steineichen erreichten.
Im Buch beschrieben steht, dass man einer großen Eiche den Köhlerweg verlässt und auf Ziegenspuren gen Tal geht, um im Flussbett entlang zu wandern.
Wir gehen dieses Mal nur bis der Weg eine letzte Kurve macht und hinab ins Tal führt. Hier kehren wir um, gehen denselben Weg zurück bis wir das Gehöft von Televai erreichen.
In einer anderen Wanderung – die zu den Gigantengräbern von s’Arrena führt – wandern wir genau diesen Weg aber aus dem Tal kommend. Falls du gerne weiter wanderst, dann sind diese beiden Wege miteinander kombinierbar.
Wir befinden uns jetzt auf schmalen Straße, die von Televai Richtung Campu Oddeu führt. Dieser folgen wir den Berg hinauf, durch einen kleinen Steineichenwald hindurch, der von Kühen belagert wird, vorbei an wild grasenden Schafen, Ziegen und ohne uns zu beachtenden Schweinen, die am Boden schnüffelten.
Es geht immer bergauf und dann geradeaus bist du letztendlich wieder die Kreuzung erreichst, an der du geparkt hast.
3. Wandern zur Codula de sa Mela
Die Wanderung zur Codula de sa Mela war eine der schönsten Wanderungen, die wir auf Sardinien gemacht haben. Wir wissen – wir sagen das von vielen Wanderungen – aber ehrlich, die Natur auf Sardinien begeistert. Alle, alle Wanderungen waren auf ihre eigene Art spektakulär mit teilweise schönsten Ausblicken. Doch diese hier hat uns zum Abschluss des Urlaubes am besten gefallen.
Die Hochebene ist faszinierend in ihrer Kargheit, ihrer Einsamkeit. Der Wind pfeift, es gibt eine Artenreiche Tierwelt hier oben – und doch ist man alleine. Und es ist herrlich.
Die Wanderung verschafft einen klaren Kopf und gibt dem Auge Sicht frei auf eine schlichtweg atemberaubende Landschaft.
Aber nicht nur die Landschaft, die beeindruckt, auch dass es keine Markierungen gab und wir uns bisweilen unseren Weg nur mit Landkarte bestückt (Google funktionierte hier oben nicht) selbst suchen mussten. Diese Wanderung hat uns gefordert und das hat Spaß gemacht.
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