Auf diesem mittelschweren Rundweg um den Bergrücken der Sierra Loduna triffst du die gesamte freilaufende Tierwelt Sardiniens: Du begegnest Esel, Kühe, Ziegen, Schafe und Schweine und alle lagern lässig am Wegrand. Hinzu kommt, dass diese wunderschöne Wanderung durch die einsame und atemberaubende Schlucht der Codula de sa Mela führt.
Die Wanderung ist auch für Hunde geeignet.
1. Wissenswertes zur Wanderung
Dauer: 4 – 5h / Länge: ca. 11,8km / Höhenunterschied: 270m
Ausgangspunkt // Du startest die Wanderung auf einem steinigen Platz zum Parken, kurz bevor du die einzeln stehenden Gehöfte von Televai erreichst. Du biegst gleich nach der Brücke über den Riu Terrina links ab auf einen nicht all zu gut sichtbaren Pfad, wanderst erst einmal etwas gefühlt querfeldein und erreichst dann den gut sichtbaren Weg.
Parken // Von Baunei kommend biegst du von der SS125 auf der Passhöhe Genna Croce bei Kilometerstein 177/6 nach links auf eine steile Hangstraße ab. Es geht drei Kilometer auf enger Straße vorbei an hohen Felsen, bis du auf einem Plateau eine Weggabelung erreichst. Du fährst weiter links Richtung Televai. Die Straße bleibt sehr eng und von vielen frei laufenden Tieren bevölkert. Es geht in Serpentinen noch einmal ungefähr 3km einen Hang hinab und kurz bevor du die Senke und die Brücke erreichst, an der die Wanderung beginnt, gibt es auf der linken Seite leicht oberhalb einen freien Platz. Dort haben wir geparkt und sind das letzte Stück zum Start zu Fuß gelaufen.
Anforderung // Die Wanderung um die Sierra Loduna ist eine mittelschwere Wanderung. Obwohl es kaum Höhenunterschiede gibt, gibt es auch ebenso wenig Schatten, und gerade im Sommer wird es auf der Ebene sehr, sehr heiß. Die meiste Zeit über läufst du über gut ausgetretene Pfade und Feldwege. Nur kurz vor Fennau geht es weglos, aber gut sichtbar durch Macchia.
Markierung // Es gibt keine Markierung. Erst in Fennau gibt es Hinweisschilder, die zu den Gigantengräbern führen. Somit ist es zum Vorteil, wenn du ein wenig Orientierungssinn hast und dich mit einer Karte zurecht findest.
Wichtig! // Unbedingt genügend Trinken mitnehmen. Es gibt kein Wasser unterwegs und die Gegend ist ziemlich trocken und heiß.
Wanderführer // Wir haben den Rother Wanderführer für Sardinien benutzt. Die Wanderung zu den Gigantengräbern ist die Nr. 27 im Buch.
Beste Jahreszeit // Auch dieser Wanderung läuft man am besten von Frühling bis Herbst. Möglicherweise wird die Hangstraße im Winter eingeschneit und es gibt ein Tor, welches dann geschlossen ist. Im Sommer wiederum kann es hier sehr, sehr heiß werden.
Essen & Trinken // Unterwegs gibt es keine Möglichkeiten, Essen und Trinken zu kaufen – bitte selbst ausreichend mit dir nehmen. Die nächsten Orte sind das ca. 12 km entfernte Urzulei oder in die andere Richtung der ca. 10 km entfernte Aussichtpunkt Passo Ghenna Silana, an dem es eine Bar/Restaurant gibt.
Camping // Wir haben mit unserem Van auf dem 64km entfernten wunderschönen Campingplatz Sa Prama am Meer übernachtet.
Übernachtung an der Ostküste Sardiniens
Du findest schöne Übernachtungsmöglichkeiten Richtung Urzulei und Dorgali in Form von Hotels, Ferienwohnungen und B&B’s.
2. Wegbeschreibung
Von Televai aus durch dichte Macchia //
Wandern auf Sardinien ist immer ein für uns spektakuläres Erlebnis. Jede Wanderung wies bisher eine andere Landschaftsform auf und wir kamen oft aus dem Staunen nicht heraus. So haben wir bereits eine andere Wanderung zur Codula de sa Mela, dieser herrlichen Schlucht, unternommen. Und waren echt gespannt auf diese Wanderung, da wir uns der Schlucht nun von einer anderen Seite nähern würden. Doch lasst uns beginnen …
Wir parken das Auto am oben beschriebenen Platz, gehen die Straßen hinab, folgen einer Kurve und nehmen einen der weniger gut sichtbaren Pfade – überall haben Tiere ihre Wege getreten – links neben der Brücke. Zuerst wandern wir leicht und stetig bergauf Richtung Serra Ischedurri, bis der Weg steiniger und gut sichtbar wird. Es geht entlang von Wacholderbäumen, dichter Macchia und vorbei an Erdbeerbäumen, deren Früchte noch nicht reif sind.
Nach ungefähr 15 min erreichen wir eine Weggabelung, links geht es leicht bergab. Doch wir halten uns rechts. Wir wandern weiter immer bergauf.
In der Ferne muhen Kühe und wir hören das Bimmeln von Ziegenglocken und leise Meckern der Tiere. Eine Schlange windet sich über den Weg ins Gebüsch, ansonsten ist es sehr still in der Gegend. Fantastisch still.
Wir halten uns stets rechts, die Wege und Abzweigungen sind als solche nicht gut zu erkennen, aber unser Ziel sind die Gehöfte von Fennau und die befinden sich rechter Hand.
Nach einiger Zeit erreichen wir eine Anhöhe, von der aus wir in der Ferne den Felsturm des Monte Novo San Giovanni gut sehen können.
Ziegen starren uns durch das Gebüsch an, ein Hund kommt herausgeschossen und bellt uns in gehörigem Abstand an. Er hütet seine Herde, wir wollen ihn nicht dabei stören und gehen langsam weiter.
Auf dem Sattel oder der Anhöhe biegen wir rechts ab, lassen den Hund und seine Ziegen hinter uns. Am Rande der Anhöhe wird der Blick frei auf die Senke unter uns und die einzelnen Häuser von Fennau.
Fennau //
Die Asphaltstraße, die von Televai nach Fennau führt, ist von hier oben gut zu sehen und unser nächstes Ziel. Wir bahnen uns unseren Weg durch stachelige Macchia den Hügel hinab. Es gibt keinen Pfad, so dass wir einfach gehen, wo es für uns am besten ist.
Bis wir die Asphaltstraße erreichen, dauert es ein wenig. Kühe beobachten unseren Abstieg, während unser Hund immer gut voraus ist. Er zeigt uns den besten Weg hinab.
Wir erreichen die Asphaltstraße, halten uns links und wandern an Hügeln mit Steineichen und Eseln vorbei, an einem Steinmäuerchen und über eine Brücke bis wir eine weitere Abzweigung passieren. Hier gibt es das erste Hinweisschild zu den Gigantengräbern, oder wahlweise kannst du von hier aus auch nach Urzulei gehen.
Fennau ist kein Ort in dem Sinne, es ist eine Ansammlung von Häusern oder noch bessern von Ställen. Hier am Straßenrand liegen sie alle und kauen: Kühe, Schafe, Esel, Ziegen. Und dazwischen laufen aufgeregt ein paar Ferkel und suchen Schutz bei den Kühen.
Niemand ist zu sehen, nur ein Hund bellt hinter dem Zaun eines Gehöfts. und es sieht nicht aus, als wohne hier jemand außer den Tieren.
Die Straße weist eine Biegung nach rechts, der wir folgen entlang bis zu einer Brücke. Diese führt eigentlich über die Straße, wurde jedoch bei einem Unwetter zerstört. Aber es gibt nirgendwo Wasser, so dass wir am Rande der Brücke durch das ausgetrocknete Flussbett laufen.
Es geht an noch einigen Stallungen vorbei, immer rechts haltend, bis wir an einem größeren Gebäude vorbeikommen, in dem Stroh gelagert wird, und dann kurz darauf eine Viehtränke erreichen.
Zu den Gigantengräbern s’Arrena //
An dieser Viehtränke zeigt ein Hinweisschild nach links zu den Gigantengräbern, Tomba dei Giganti di s’Arrena. Der Weg führt leicht bergan, bis du am Rande eines Steilabbruchs nach ungefähr einer halben Stunde die Gräber erreichst.
Wir haben diesen Part ausgelassen und folgten einfach nur den Weg, der uns zur Schlucht Codula de sa Mela führte.
Falls du den Weg zu den Gigantengräbern gehen magst, kehrst du von den Gräbern auf demselben Weg zurück und biegst dann an der Viehtränke erneut auf den bekannten Pfad – aber nach links.
Es ist anfangs ein breitere Feldweg, an dem auch hier die Tiere dieser Gegend lagern, mal im Schatten eines Baumes, mal frei in der Mittagshitze.
Nach einiger Zeit verjüngt sich der Feldweg zu einem Pfad. Wir gehen ihn, bis wir an einem Flussbett das Ende erreichen. Zuvor passieren wir noch ein Gehöft, in dem es Schweine und viele Esel hinter einem Weidezaun gibt.
Codula de sa Mela //
Zu Beginn der Schlucht überqueren wir das ausgetrocknete Flussbett, an dem wir seit Fennau entlang gelaufen sind und erreichen einen Platz unter uralten und hohen Eichen. Hier machen wir ausgiebig Rast im Schatten.
Gegenüber des Platzes startet der Weg durch die Schlucht, mit Steinmännchen markiert. Es geht locker bergauf, über felsiges Gelände, immer entlang der Schlucht.
Wir durchwandern sie, mal weiter oben, mal weiter unten entlang des Hanges. Es gibt Eichen und Wacholder entlang des Weges, Pfingstrosen und viele, viele Sukkulenten, Eidechsen und eine Gottesanbeterin. Es ist still. So still.
Am Ende der Schlucht erreichen wir ein Steineichenwäldchen, in denen die Eichen besonders schön knorrig und alt stehen. Eine Schafherde knabbert neben dem Weg an trockenen Stängeln, ein Hütehund betrachtet uns schläfrig.
Unter uns befindet sich Televai. Wir gehen den Pfad hinab, vorbei an den Stallungen, vorbei an Kühen und Esel und Schweinen, überqueren die Brücke, an der wir die Wanderung begonnen haben und laufen noch ein paar Meter bergauf, bis wir unser Auto erreichen.
3. Gigantengräbwern s’Arrena
Auf dieser Wanderung – auch eine der schönsten in dieser Gegend – fühlten wir uns wie in einer anderen Zeit. Es gibt hier nicht viel außer Stille und Tiere, keine Autos, keinen Handyempfang, keine Menschen, keine Wohnhäuser.
Es gibt nur Natur, überaus karge und trockene Landschaft, die wunderschön und einsam in diesem Tal liegt – hinter den Bergen, komplett abgeschnitten von der Außenwelt.
Im Prinzip ist die Wanderung zu den Gigantengräbern s’Arrena eine leichte Wanderung mit nur wenig Höhenunterschied. Wir schätzen sie trotzdem als mittelschwer ein, da es kaum Schatten gibt, es sehr heiß wird und so gut wie keine Markierungen oder Hinweisschilder zu finden sind.
Die Wanderung war für uns unglaublich faszinierend und absolut wandernswert, durch eine Landschaft voller stiller und garstiger Schönheit.
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