

Unsere erste Wanderung an der wilden Ostküste Sardiniens führte uns durch eine tiefe Schlucht am Rande eines Flusses, den man bisweilen durchwaten muss.
Die Rede ist vom Riu Calaresu, dem Bergbach, der den Riu Flumendosa mit Wasser versorgt und sich in unendlichen Windungen durch das Tal schlängelt.
Eine nicht ganz leichte Wanderung durch das Flussbett entlang rotbrauner Felsen, weißer und vom Wasser rundgewaschener Steine, wirbelnde Stromschnellen und verlockende Badeteiche.
Wir erhielten den Tipp zur Wanderung von Freunden – und ja, schon vornweg: Diese Wanderung macht ganz, ganz viel Spaß.

Alle Infos zur Wanderung zur Gola di Pirincanes
– Anfahrt:
Die Anfahrt ist etwas schwierig, aber nur Mut, man findet den Weg letztendlich doch. Es geht zuerst über eine asphaltierte Straße, dann über eine halb asphaltierte Straße mit riesigen Schlaglöchern und letztendlich über ein Stück Schotterpiste. Immer mit Blick auf den wunderschönen Gennargentu-Nationalpark.


Wir kamen aus der Richtung Tortoli auf der SS389 Richtung Nuoro, passierten das Örtchen Lanusei und fuhren noch weitere ungefähre 9 km. Dann entdeckst du auf der linken Seite die Statione di Villagrande Strisaili, ein ehemaliges Bahnhofsgebäude, das nicht unbedingt wie ein Bahnhofsgebäude aussieht. Du biegst also links ein und überquerst eine schmale Steinbrücke und Bahngleise.
Am Bahnhof geht es auf dieser schmalen Straße rechts vorbei Richtung Stausee. Nach ungefähr einem Kilometer überquerst du erneut die Gleise und biegst gleich rechts in die Straße, die Richtung Foresta Montarbu weist. Weiter geht es ungefähr 8 km entlang des Stausees. Du fährst oberhalb und hast einen wunderbaren Blick auf den See.

Dann erreichst du eine Kurve, in der du rechts abbiegen musst. Hier findest du eine großen Steinbrocken, auf dem das Wegenetz des Gennargentu aufgezeichnet ist. Von hier aus geht es noch weitere drei Kilometer, dann erreichst du Linkskurve, die hinab zu hinab zu einer Betonbrücke und dann Schotterpiste führt.

– Startpunkt:
In der Linkskurve am Straßenrand parken – das ist hier gut möglich, da die Straße breit genug ist, dass mehrere Autos dort parken können.
– Beste Wanderzeit:
Frühling bis Herbst, in Zeiten, in denen es nicht zu viel regnet und das Wasser dann zu hoch steht.
– Dauer:
Wir sind langsame Wanderer, mögen gerne Pausen und Ryok liebte das Schwimmen im Fluss – deshalb haben wir gut 3 Stunden benötigt.
– Anforderung:
Das ist kein Wanderweg, der einem Spazierweg gleicht. Zum einen ist er nicht gut ausgeschildert und wir sind einige Mal querfeldein durch dichtes Gestrüpp gelaufen. Zum anderen geht es in der Schlucht selbst immer wieder über hohe Felsbrocken, über die du klettern musst. Normalsportlich ist das machbar, aber wer nie wandert, für denjenigen ist das der falsche Beginn mit dem Wandern zu starten. Es kann auch gut sein, dass der Fluss Wasser führt und du hüfttief durch das Wasser waten musst.
– Höheunterschied der Wanderung: 150m
– Markierung: Steinmännchen bzw. Steintürmchen


– Ausrüstung:
Wasser & Hut! Es wird, bis auf den Beginn, sehr heiß und es gibt kaum Schatten. Wanderschuhe bzw. Turnschuhe mit gutem Profil sind unbedingt erforderlich, und Badekleidung/Badeschuhe, um durch das Wasser zu waten, falls nötig.
– Essen/Trinken:
Es gibt auf der Wanderwegstrecke keine Möglichkeit, Essen und Trinken zu kaufen. Erst in den Orten außerhalb des Nationalparks wie Lanusei oder Tortoli findest du Restaurants, Cafés und Supermärkte.
– Achtung!: Den Wanderweg in warmen Zeiten wandern, nicht in Regenzeiten, denn dann führt der Fluss zu viel Wasser und es könnte gefährlich werden.
– Wanderführer:
Wir wanderten mit Hilfe eines Wanderführers, nämlich dem Rother Wanderführer für Sardinien. Die Wanderung zum Gola di Pirincanes ist die Wanderung Nummer 37.

Jetzt wird gewandert …
Am Parkplatz gehst du rechts den Weg – Steine und Blätter und Äste – steil hinab bis zum Riu Flumendosa. Du überquerst den Fluss – bei uns war kaum Wasserstand, deshalb hüpften wir von Stein zu Stein.
Während du im oder am Flussbett stehst, guckst du geradeaus Richtung Fluss. Oder wenn du vor dem Fluss stehst noch auf der Parkplatzseite dann nach rechts. Dort gibt es auf dem gegenüberliegenden Hügel einen Strommast.
Aber wichtig! Nicht zu dem schmaleren Strommast aufsteigen, der in der Nähe von uns steht. Es muss der geradeaus weiter hinten und oben sein.


Also, du überquerst den Fluss, dann windet sich einen Pfad entlang durch den Wald und durch Gestrüpp immer rechter Hand und bergauf. Immer auf die Steintürmchen achten!


Es ist locker zu gehen, nicht zu anstrengend. Nach einer guten halben Stunde erreichst du das Plateau, auf dem der Strommast steht. Und hier – auch wieder wichtig! – am Strommast rechts vorbei und hinab ins Tal.
Nur wenn du dich rechts hältst, entdeckst du die Steintürme.
Wir sind natürlich links gegangen und erst einmal locker eine halbe Stunde durch Gestrüpp geirrt, dann wieder zurück und mitten durch stachelige Macchia hinab zum Tal. Das ist aber nicht nötig, es gibt einen schmalen Weg, und den findest du rechter Hand des Strommastes.



In der Schlucht Gola di Pirincanes
Sobald du das Flussbett erreichst, wanderts du immer geradeaus. Der Weg führt einfach ins Tal hinein und du wanderst, so lange du Lust hast.
Wir sind über manchmal mannshohe Gesteinsbrocken geklettert und an Felsen entlang über sehr schmale Wege, während Ryok neben uns im Fluss geschwommen ist. Bei uns gab es, wie schon gesagt, wenig Wasser, denn wir wanderten hier nach einem langen, heißen Sommer.

Nach einiger Zeit führt links eine Nebenschlucht ab. Dort sind wir hineingeklettert und bis zum ersten mit Wasser gefüllten Gumpen gekommen. Es ist wohl möglich, weiter nach oben zu klettern, aber dafür braucht es Ausrüstung und Erfahrung.

An einem für uns besonders schönen Badeteich haben wir eine lange Rast gemacht.
Man kann wohl ungiftige Schlangen und Molche entdecken, aber alles, was wir gesehen haben, waren Eidechsen, die sich in der Sonne aalten.
Der Rückweg ist derselbe wie der Hinweg. Auch hier immer auf die Steintürme achten, dann findest du gut zum Auto zurück.



Was für eine Wanderung: Gola di Pirincanes
Das war unsere zweite Wanderung auf Sardinien und der Funke, der unserer Wanderlust tatsächlich gezündete. Diese Wanderung – obwohl wir uns fluchend verlaufen haben – war einfach wunderschön. So viel Natur, unberührt von Menschenhand, so beeindruckend hier einen Weg hergefunden zu haben.
Es hat, trotz zerkratzter Beine, so viel Spaß gemacht, über die Felsen zu klettern und die Füße in die kühlen Teiche zu hängen, dass uns diese Wanderung auf jeden Fall in Erinnerung bleibt.
Wir waren nicht die einzigen, es gab noch zwei, drei Paare, die vor und nach uns gewandert sind. Aber das war keineswegs störend. Das Tal ist herrlich ruhig und jeder kann für sich einen Badegumpen finden, um sich entspannt abzukühlen.


Auch die Hin- und Rückfahrt zum Ausgangspunkt war ein großes Highlight entlang des beinahe ausgetrockneten Stausees. Wir waren längst nicht allein auf dieser Straße, die so wild wirkte: Kuhherden, die am Wegrand kauten, Ziegen, die lustig in den Büschen sprangen, und wilde Pferde, die sich ihren Weg zum See suchten.

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