Ein Roadtrip sollte es sein, ein Roadtrip durch Italien. Und da uns die Zeit für ganz Italien fehlte, musste eine Entscheidung her: „Lass uns nur eine Region bereisen. Eine, die typisch italienisch ist, urtümlich und sehenswert.“ Wir wälzten Bücher über die verschiedenen Regionen, nach Sehenswürdigkeiten, nach Landschaften, die atemberaubend sind. Und by the way das ist jede Region in Italien. Jede hat etwas Besonderes an sich, jede ist es wert bereist zu werden.
Letztendlich entschieden wir uns für: Apulien.
Apulien – unendliche Weite, Straßen, die in der Hitze flirren, endlose Reihen an Olivenbäumen, weißschimmernde Städte, pittoreske Orte mit wundervollen Plätzen zum Verweilen und das himmelblaue Meer.
1. Roadtrip durch Apulien
Apulien ist, in Kurzform Puglia genannt, der Absatz des italienischen Stiefels. Die Halbinsel Salento ist die flachste Region Italiens.
Die Region liegt zwischen dem Adriatischen Meer und dem Ionischen Meer und hat sage und schreibe 865 km lange Sandstrände mit herrlichstem azurblauen Meer. Dazu kommen mittelalterliche Städte mit verwinkelten Gassen und beeindruckenden Sehenswürdigkeiten. Manche davon sind als UNESCO-Erbe ausgezeichnet.
Es gibt kleine Dörfer mit weiß gekalkten Häusern, Jahrhunderte altes Ackerland mit rotbrauner Erde, Felder voll mit knorrigen, alten Olivenbäumen, daneben Weingärten behangen voller tiefblauer, reifer Trauben. Und am Straßenrand stehen unzählige Kakteenfeigen voller reifer, roter Früchte.
Apulien ist Italien in seiner ursprünglichsten Form.
Einwohner: 3.922.941
Fläche: 19365,8 km²
Hauptstadt: Bari
Klima: heiße Sommer, milde WinterSprache: italienisch
2. Unsere Roadtrip-Tipps
Fahren & Parken // In Apulien man fährt auf gut ausgebauten Schnellstraßen und kleineren Landstraßen. Auf den Schnellstraßen kommst du rasch voran (100km/h), auf den kleineren Landstraßen geht es eher langsam voran mit höchstens 80 km/h. Eine Autobahn ist nicht vorhanden.
Autofahren in Apulien fanden wir nicht kompliziert. Es geht bisweilen nicht ganz so geordnet zu, aber mit Aufmerksamkeit kommt man gut voran. Insgesamt sind die Wege länger als man denkt und du solltest auf jeden Fall gut Zeit einplanen.
Innerorts: 50km/h
Landstraße: 90km/h
Schnellstraße: 110km/h
Einbahnstraßen // In den Orten herrscht oft Einbahnstraßensystem, an das man sich auch tunlichst halten sollte. Die Straßen sind bisweilen so eng, dass es kein Ausweichen, nur noch ein Rückwärtsfahren gibt.
Überhaupt – haltet nach Straßenschildern Ausschau, die auch weiter oben angebracht sind. Die zählen genau so und missachtet man sie, weil man nicht noch oben schaut, gibt es bisweilen Monate später einen bitteren Strafzettel – an dessen Grund man sich nur noch dunkel erinnern kann.
Wir haben in jedem Ort gut ausgeschildert Parkplätze oder Haltebuchtendirekt am Straßenrand gefunden.
Kosten: 1.50 – 2.00€ pro Stunde
Beste Reisezeit // Die beste Reisezeit für Apulien ist beinahe das ganze Jahr über. Es herrscht Mittelmeerklima. Das heißt, die Sommer sind sehr heiß und dauern relativ lange, dafür sind die Winter eher mild und feucht mit 12-15 Grad.
Badeurlaub: Mitte Mai bis Oktober
Radfahren/Wandern/Sightseeing: März bis November
Wir reisten Mitte September durch Apulien, wollten im Meer baden, uns Sehenswürdigkeiten anschauen, die Landschaft entdecken und leckeres Essen genießen. Es war warm, aber nicht zu heiß. Das Meer war angenehm von der Sonne aufgeheizt, der Strand hingegen schon nicht mehr so voll. In den Städten war es – abgesehen von der Mittagszeit – zwar warm, aber gut zum Aushalten und Spazieren. September war für uns der perfekte Zeitpunkt.
Übernachtung in Apulien
Und natürlich gibt es viele, schöne Hotels, Ferienwohnungen und B&B’s in der Umgebung, in denen du einen entspannten Urlaub verbringen kannst.
Essen & Trinken // In Apulien gibt es unzählige Restaurants, in denen du größtenteils sehr gut essen kannst. Auch findest du viele Cafés zum gemütlichen Sitzen und Strandbars für einen Cocktail im Sonnenuntergang.
Wir können zwei Restaurants empfehlen:
- Ristorante La Conchiglia: Das ist ein typisches italienisches Restaurant, in dem typisches italienisches Essen serviert wird, vor allem Meeresfrüchte und Fisch. Es hat sehr gut geschmeckt und die Preise waren okay. Es ist größer als es von außen wirkt und deshalb auch etwas lauter.
Adresse: Lungomare C. Colombo, 73040 Santa Maria di Leuca
- Tratorria Saint’Elia: In diesem Restaurant haben wir sehr, sehr gut gegessen. Auch hier gibt es viel Fisch und frische Meeresfrüchte, wir hatten jedoch Rindersteak und das war echt lecker. Das Ambiente ist gemütlich, die Preise aber etwas gehoben.
Adresse: Strada Provinciale Patú, 73053 Patú
3. Sehenswertes in Apulien
Alberobello //
Alberobello liegt im Zentrum des Valle d’Itra, dem Gebiet zwischen dem Ionischen Meer und der Adria und ist die Stadt der Trulli = der Kegelhäuser.
Trulli sind weiß gekalkt Häuser mit grauen Dächern aus schräg aufeinander geschichteten Kalksteinplatten in der Form eines Kegels. Genau diese Form der Häuser ist das Besondere an Alberobello und dem Umland.
Bereits in den Dörfern und Orten rund um Alberobello wirst du auf der Anfahrt ein paar dieser Trulli entdecken. In Alberobello jedoch findest du ungefähr 2000 solcher Trulli.
- seit 1996 Weltkulturerbe der UNESCO
- ungefähr 12.000 Einwohner
- liegt ca. 50 km südwestlich von Bari.
Alberobello ist bereits weit vor der Stadt gut ausgeschildert. Im Ort wirst du via Schilder zu den Besucherparkplätzen geleitet, die du unbedingt nutzen solltest Und auch der Weg vom Parkplatz zu den Trulli ist ausgeschildert.
Parkgebühr: ca. 2.00€ pro Stunde
Der Hauptteil des Ortes heißt Rione Monti. Hier findest du die meisten Trulli – gut erhalten und gepflegt werden sie heute nur noch selten bewohnt.
In diesem Bereich der Stadt der Trulli befinden sich vor allem Souvenirläden, Cafés und Restaurants. Links und rechts der engen Gassen gibt es in den Trulli – neben unnützem Allerlei – bisweilen auch sehr schöne Erinnerungsstücke zu kaufen.
Manches Trullo wurde auch zu einem B&B umgebaut – falls du ein oder zwei Nächte in der Stadt verbringen magst, ist das sicher eine außergewöhnliche Idee.
Gegenüber von Rione Monti gibt es einen weiteren, weniger überlaufenen Teil von Alberobello. Hier findest du Panoramaterrassen, von denen aus sich der Blick über die grauen Kegeldächer sehr lohnt.
Zwei der Highlights von Alberobello sind:
- die Trullo-Kirche Sant‘ Antonio di Padova, die in Form eines griechischen Kreuzes erbaut wurde und mit einer 21m hohen Kuppel und einem 18m hohen Glockenturm ausgestattet ist
- der Trullo Sovrani, welches im 18 Jahrhundert erbaut wurde, und das einzige Trullo mit zwei Etagen ist, welches jetzt als historisches Museum fungiert
Eintritt: 2.50€
Doch warum diese Bauweise?
Im 17 Jahrhundert gab es im Königreich Neapel – dem auch Apulien angehörte – die Bestimmung, dass es verboten war, ohne Erlaubnis neue Ortschaften zu gründen. Dafür musste man eine Stange Geld hinlegen.
Um das zu umgehen, verpflichtete der damalige Feudalherr dieser Gegend, Giangirolamo II. Acquaviva, Graf von Conversano, seine neuen Siedler, diese Form und Bauweise der Trulli anzuwenden, da sie leicht auf- und abzubauen waren. Kam eine kaiserliche Kontrollkommission, wurden die Dächer schnell entfernt.
Somit wurde die Siedlung, die nun nur noch aus halben Wänden bestand, nicht mehr Siedlung genannt. Und die kaiserliche Kommission musste wieder abziehen – ohne Steuereinnahmen.
Und weil das stets so gut klappte, blieb man bei dieser Bauweise in der Gegend.
Alberobello ist sehr sehenswert – ohne Frage. Aber wenn du anreist, sollte dir bewusst sein, dass der ganze Ort sehr touristisch vermarktet wird. Überall sind Touristen unterwegs. Alberobello ist voller Leute, die nur zum Gucken kommen für ein paar Stunden – und darauf wurde reagiert. Die niedlichen Gassen sind nett zum Anschauen, aber letztendlich voller Souvenirläden. Alles in allem ein wenig überladen und zu touristisch vermarktet.
Tickets für eine 2-stündige geführte Tour durch die Trulli
Entdecke die Wunder des UNESCO-Weltkulturerbes Alberobello mit einem lokalen Führer. Bewundere die berühmten Trulli-Gebäude, schlendere dann durch die malerischen Straßen der Stadt, während du berühmte Sehenswürdigkeiten besuchst und mehr über die einzigartige Geschichte von Alberobello erfährst.
Polignano a Mare //
Von Alberobello aus setzten wir unsere Fahrt (30 min/29 km) fort nach Polignano a Mare – mit seinem wohl einzigartigen Strand. Letzteres ist wahr, wenn wir für diesen auch zum falschen oder – wie man es persönlich sieht – richtigen Zeitpunkt kamen.
Wir wollten durch die Gassen bummeln, irgendwo eine Pizza oder Lunch essen, an den berühmten Strand gehen und möglicherweise in das glasklare und sehr blaue Meereswasser tauchen. Als wir ankamen, war etwas im Gange. Die Stadtmitte war gesperrt und wimmelte von Leuten.
- Perle der Adria genannt
- ungefähr 17.861 Einwohner
- befindet sich ca. 33km entfernt von Bari
- schmiegt sich wie ein Adlerhorst an die Kalksteinklippen der Küste
Zuerst spazierten wir durch die Stadt, eine typische italienische Altstadt mit weißbeigen Häusern, Blumen und Palmen und Kakteen überall und Cafés und Restaurants zum Sitzen und Genießen.
In der Mitte des Ortes findest du die Statue des berühmten Sängers Domenico Modugno. Sein bekanntester Song „Volare oooh, cantare ooohhh“ kennt wahrscheinlich mittlerweile schon jeder.
Da das Meer die Kalksteinklippen unterhalb von Polignano a Mare stetig aushöhlt, haben sich dort Höhlen gebildet, die du auf einem Bootsausflug besuchen kannst.
Kosten: 30.00€
Doch kehren wir zurück zur Frage: Warum die vielen Leute? Die Polizei? Krankenwagen? Sperrung?
Wir erreichten die Cala Porto, eine römische Brücke, die die Stadt, die auf zwei gegenüberstehenden Klippen steht, miteinander verbindet. Und dann entdeckten wir das warum.
Von der Brücke aus erhältst du einen direkten Blick auf den sehenswertesten Strand Apuliens – gelegen zwischen eben diesen zwei Klippen endet der Strand aus hellen Kieselsteinen am azurblauen Meer.
Genau an dem Tag, als wir Polignano a Mare besuchten, fanden die Klippenspringerweltmeisterschaften 2021 ( Red Bull Cliff Diving) statt.
Und das war tatsächlich sehenswert. 27m geht es für die Klippenspringer und Klippenspringerinnen knapp neben den Felsen in die Tiefe. Faszinierend und beängstigend zugleich, aus welcher Höhe die Springer kraftvoll ins Wasser springen.
Von eben jenem fantastischen Strand aus – der an diesem Tag zum Schwimmen gesperrt war – beobachteten wir einige der Springerinnen und Springer, die sich, bevor sie ins Wasser tauchten, mehrmals kunstvoll drehten. Ein unerwartetes und begeisterndes Erlebnis inmitten einer wunderschönen, kleinen italienischen Stadt.
Speedbootsfahrt zu den Grotten mit Aperitif
Erlebe die zauberhafte Küste von Polignano a Mare bei dieser Bootstour. Freu dich auf atemberaubende Ausblicke, entdecke versteckte Buchten, schwimm in den ruhigen Gewässern oder nimm ein Sonnenbad an Deck.
Grotta della Poesia //
Wie der Name schon sagt, ist es eine Grotte, die wir als nächstes besuchten. Über Jahrhunderte leckte das Meer an den Steinklippen und formte eine Höhle unterhalb der Felswände 30 m vom Meer entfernt.
Kosten: 9.00€
Öffnungszeit: 09:00 – 19:00 Uhr
Du wanderst dicht an den Klippen entlang über felsiges Gebiet, bis du inmitten des Felsens ein Loch erreichst: Grotta della Poesia.
Von oben kannst du hinabschauen, und möglicherweise auch baden. Es gibt Fotos, auf denen Leute von den Klippen in die Grotte springen und schwimmen. Bei uns schien zwar die Sonne, aber es wehte ein recht kühler und starker Wind. So dass von uns und auch sonst niemand hätte baden wollen.
Es ist ein besonderes Erlebnis, an den tiefen hinabreichenden Klippen zu spazieren, während die Wellen sich lautstark an den Felswänden brachen.
Neben der Grotte kannst du auch die Ruinen eines alten Wachturms und Herrenhauses aus dem 16 Jahrhundert anschauen sowie die Wallfahrtskirche Madonna di Roca besuchen.
Torre Saint’Andrea //
Ganz in der nähe befindet sich die nächste Sehenswürdigkeit: Torre Saint’Andrea, ein vom Meer und den Wellen gemachtes Tor inmitten eines Felsen, der im Wasser steht.
Entlang der Klippen steigst du über in den Felsen gehauene Treppen hinab, um den Torre Saint’ Andrea zu erreichen – allein das ist den Ausflug wert.
Als wir den Ort besuchten, begann die Sonne unterzugehen, die Klippen glühten im orangefarbenen Licht und noch immer wehte ein starker Wind, so dass sich dicht neben uns hohe Wellen mit weißer Gicht am Felsen brachen.
Das war ein herrliches Naturschauspiel.
Gallipoli //
Ein weiteres Ziel auf unserem Roadtrip durch Apulien war: Gallipolli.
Gallipoli ist ein wunderschöner Ort mit einer gemütliche Altstadt aus weiß/gelben Häusern, engen Gassen, vielen Cafés und Restaurants, und einem Hafen, in dem du Fischern beim Angeln zusehen kannst.
- älteste Stadt in dieser Gegend
- ca. 20.000 Einwohner
Die historische Altstadt befindet sich auf einer Insel, die du über eine Brücke erreichen kannst. Diese ist mit der Neustadt verbunden.
Du kannst diese Insel über eine Brücke erreichen, von der aus du die Festung mit ihren Türmen, Basteien und Mauern wunderbar sehen kannst. Wenn du magst, kannst du die Festung aus dem 13 Jahrhundert besteigen und einen herrlichen Blick über die Stadt und die Umgebung genießen.
In der Altstadt findest du auch die erwähnenswerte Kathedrale „Basilica concattedrale di Sant`Agata“ aus dem 17. Jahrhundert.
Die Altstadt befindet sich auf einer felsigen Insel, die du über eine Brücke erreichst. Diese Brücke verbindet Alt- und Neustadt von Gallipoli. Auch in der Altstadt findest du das Castello di Gallipoli, einer Festung, die du besichtigen kannst.
Im neueren Bezirk findest du eine große Hauptstraße, an der sich unzählige Modegeschäfte, Banken, Gemüse- und Obstläden, Cafés und Restaurant reihen.
Hier auf einer Bank zu sitzen und ein Eis zu schlecken und dem bunten Treiben zu zusehen, macht gerade in den Abendstunden, wenn die Türen der Häuser sich öffnen und Gallipolli zum Leben erweckt, viel Spaß.
Punta Ristola //
Das Punta Ristola ist ein Kap an der südlichsten Absatzspitze des italienischen Stiefels. Und das Besondere an diesem Ort ist: Hier treffen sich das Ionische Meer und das Adriatische Meer und fließen ineinander.
Das kannst du so nicht sehen, aber du kannst auf den Klippen gut spazieren, und wenn du mutig bist, bis zum äußersten Zipfel vordringen. Dann ist da nicht mehr außer du und das weite Meer.
4. Roadtrip – Apulien
Apulien ist wunderschön. Es ist tatsächlich so wie wir es erwartet haben: unendliche Weite, Felder, Olivenbäume, Kakteenfeigen, azurblaues Meer, weiße Häuser – soweit das Auge reicht. Nette Leute, gutes Essen, Sehenswürdigkeiten, die faszinierend sind. Landschaften, die begeistern. Und noch vieles mehr.
Es war eine wunderbare Reise, eine langsame Reise, die wir sehr genossen haben.
Apulien hat uns gefallen. Und wir haben längst nicht alles gesehen. Das heißt, wir kehren zurück und schauen uns all die Orte an – Bari, Monopoli, Lecce oder das Castel del Monte oder den Parco Nationale del Gargano mit seinen Wäldern – die wir in den kurzen zwei Wochen nicht untergebracht haben.
Apulien ist traumhaft schön und eine ganz große Empfehlung.
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