Toskana Italien Alkamals

Toskana und Chianti – das sind zwei Komponenten, die zusammen gehören. Das eine ohne das andere funktioniert nicht. Stell dir vor, du sitzt an einem warmen Sommerabend beim Italiener um die Ecke, deinem Lieblingsitaliener, und du isst nicht nur eine große mit frischen, sonnengereiften Tomaten und Rucola belegte Pizza, du lässt dabei auch einen roten Chianti genüsslich über deine Gaumen rollen. Du schließt die Augen – ein Sommerwind streicht dir über die Haut, entfernt bellt ein Hund, Hühner gackern. Irgendwoher erklingt ein leises Lachen, Geschirr klimpert und italienische Wortfetzen ziehen an dir vorbei. Du hörst das Zirpen von Zikaden und das Rascheln der silbrigen Blätter der Olivenbäume. Das ist die Toskana – und genau da, in der Mitte, das Chianti.

Weinfelder mit Weingut

Durch das Chianti mit Hund

Monti del Chianti – die Chiantiberge – ist eine Hügelkette quer durch die Toskana. Sie erstreckt sich von Florenz bis Siena und von Pisa bis Montalcino.

Hier geht es vorbei an Weinbergen in voller Pracht, behangen mit tiefblauen Trauben; an Bauernhäuser in grauem Stein und mit farbigen Fensterläden und die Einfahrt gesäumt von Pinien und Zypressen. Je nach Jahreszeit findest du eine weitläufige, hügelige Graslandschaft in saftigem Grün oder trockenem Braun. Jede Farbe hat besonderen Charme für sich. Auf der Straße wirbelt der Staub, Hitze flirrt und lässt den Blick verschwimmen. Und dazu Sonnenblumen in voller Blüte soweit das Auge reicht, durchzogen mit rotem Mohn, der noch weit in den Sommer hinein am Feldrand steht. Das ist das Chianti, das ist die Toskana.

Obststand in Radda in der Toskana
Seitenstraße mit Pflanzen in Radda in der Toskana

Wein & Oliven 

Wir besuchten das Chianti am Ende des Sommers Anfang September. Noch war es heiß und trocken. Zugegeben wir lieben das Meer, die Luft und die Weite, aber wir buchten trotzdem für eine Woche eine Ferienwohnung mitten im Chianti auf einem Wein- und Olivengut. Und das haben wir nicht bereut. Wir haben viel gesehen: Pisa, Florenz, San Gimignano, Siena – all die wunderbaren Orte, die die Toskana zu bieten hat. Das Meer haben wir auch gesehen, denn das gehört zur Toskana genau so dazu wie das Chianti. Und wir haben das Chianti entdeckt – eine Rundfahrt durch das Weingebiet unternommen.

toskanisches Haus mit Balkon

Pitorreske Orte im Chianti

Eine Rundfahrt durch das Chianti, ja, das ist machbar ohne Stress. Und sogar unserem Hund hat es gefallen, seine Schnauze aus dem Fenster zu halten und den warmen Wind zu spüren. Aber von vorne: Es ist kein Weg, der als Rundfahrt angegeben ist, wir haben uns die Orte selbst zusammen gestellt und dabei einen großen Teil auf der Chiantigiana SR 222 zurück gelegt. 70 km – mit Besichtigungen, Eis essen, fotografieren, Hund Gassi führen und Restaurantbesuch – dauerte die Fahrt den ganzen Tag. Man kann sich Zeit lassen wie wir, man kann sich aber auch ein wenig beeilen, und dann ist man eben kürzer unterwegs.

Die Straße ist angenehm zu fahren, meistens geteert und besteht ganz selten – vielleicht haben wir uns auch verfahren, wer weiß – aus Kies. Überall am Wegrand gibt es herrlichen Ausblick auf die Weinfelder und die Olivenhaine. Ein kurzer Stopp hier, ein Foto dort. Ein Picknick und einen Spaziergang. Die Straße ist nur wenig befahren, manchmal waren wir längere Zeit allein unterwegs, manchmal kamen Orte, in denen normaler Verkehr herrschte. Egal wie lange du benötigst, Möglichkeiten für Unterkunft, Essen und Trinken findest du in fast jeden Ort.

Weingut zwischen Weinfeldern in der Toskana

Süße Feigen, Kirschen und Melonen

Starten wir mit Gaiole in Chianti (2635 Einwohner) in der Provinz Siena. Früher Vormittag, nur wenige Leute waren unterwegs, hier eine Gruppe alter Männer, die ihren ersten Espresso tranken und dort ein Touristenpärchen, dass frisches Croissant mit einem Café genoss. Es war angenehm durch den Ort zu spazieren. Ein Tuch der Stille lag noch über dem Ort, die Geschäfte öffneten gerade, in den Restaurants brachten die Kellner die Tische und Stühle vor die Tür. Verhaltenes Plaudern und hin und wieder ein Ruf von einem offenen Fenster zum nächsten.

Nächster Stopp: Radda in Chianti (1518 Einwohner) in der Provinz Siena. Der Hauptort steht auf einem Hügel (530m) umgeben von einer Stadtmauer. Vor den Toren verkaufte ein Obst- und Gemüsehändler der leckere Feigen, Kirschen und köstliche Melone. Innerhalb der Tore entdeckten wir kleine Geschäfte mit Kleidung, Keramik, Schmuck – vieles davon Handgemacht. Außerhalb der Stadt führt ein Rundweg entlang der Mauer und bietet einen fantastischen hinab in das Tal auf die Umgebung, die Weinberge und Weingüter. Wir spazierten durch Radda und zurück zum Auto außerhalb der Stadtmauer, um den Blick auf das weite Land zu genießen.

toskanisches Haus mit Wäsche aus dem Fenster

Markt im Chianti

Weiter ging es nach nach Greve in Chianti (13643 Einwohner) in der Provinz Florenz. Greve ist ein besonders schöner, etwas größerer Ort als die vorher besuchten. Es gibt einen mittelalterlich aussehenden Ortskern, in dessen Mitte sich die Piazza Matteotti, eine der schönsten Marktplätze der Toskana befindet. Er ist dreieckig und umrandet von gelb gestrichenen Häusern mit farbigen Fensterläden und mit blumengeschmückten Balkonen. Prächtigen Arkadengänge, hinterließen eine ganz besondere Atmosphäre. Wir besuchten Greve, als der wöchentliche Markt stattfand. Auf der Piazza reihte sich eine Bude an die nächste und es gab alles erdenkliche zu kaufen: Von Haushaltswaren wie Pfannen, Teller und Töpfe über Socken, Kleider und Hosen bis hin zu den örtlichen Delikatessen wie Wein, Oliven, Käse und Schinken. Wir spazierten mehrmals durch die Marktgänge, guckten hier und da, probierten das Stück Käse und jenes Stück Brot, bevor wir uns unter den Arkaden in ein Café setzten, ein Eis schleckten und den Trubel zufrieden beobachteten.

Unser letzte Halt führte uns nach Castellina in Chianti (2807 Einwohner) in der Provinz Siena. Der höchste Punkt der Gemeinde liegt hier bei 626 Metern auf dem Monte Cavallaro. Der Ausblick ist grandios, weite Felder, zu diesem Zeitpunkt bereit umgeackert. Dunkelbraune Erde von tiefen Furchen durchzogen. Wie in den meisten italienischen Orten gibt es eine Hauptkirche, die Chiesa di San Salvatore und ein paar imposante Herrenhäuser, zum Teil zu romantischen Bed & Breakfast umgebaut. Zu Castellina gehören eine Burgruine, die Castello di Rencine aus dem Jahr 1000, und nördlich gelegene Grabstätten der Etrusker, Tumulo di Montecalvario, aus dem 6. Jahrhundert. Würden nicht die geteerten Straßen in Serpentinen das Land durchziehen, könntest du dir locker vorstellen, die Zeit sei stehen geblieben. Und du selbst befindest sich im Mittelalter, als die Wege noch mit Pferd zu bereisen waren.

Hinterhof in der Toskana

Perfekter Tag im Chianti

Es war ein heißer, sonniger Tag, an dem wir die Rundfahrt unternahmen. Wir fahren gerne, steigen aus, spazieren und gucken, und fahren weiter. Das war ein perfekter Tag für uns, der am späten Abend in einem Restaurant mit einem perfekten Dinner zu ende ging. Die Rückfahrt dauert nicht lange, wir waren zwar den ganzen Tag unterwegs, haben öfters gehalten, um auszusteigen, zu fotografieren oder einfach nur den Ausblick zu genießen. Aber letztendlich ist diese Fahrt in nur wenigen Stunden zu schaffen – und genug, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen. Nein, was sage ich, um sich einmal und aufs unendliche tief in die Toskana zu verlieben.

Blick über Olivenhain in der Toskana

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Habt ihr bereits eine Reise in die Toskana gemacht? Vielleicht auch die Orte besichtigt, die wir gesehen haben? Dann schreibt uns in den Kommentaren.

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